Heute habe ich mit einem WU-Studenten des ersten Semesters geplaudert. Er erzählte mir, was er so lernt, und mit einer Selbstverständlichkeit erwähnte er ein Modell, mit dem man den Gewinn bei bestimmten Prozessen maximieren kann. Auf meine Nachfrage meinte er, dass Gewinnmaximierung ein unbedingtes Ziel des Unternehmens ist, um langfristig am Markt bestehen zu können.
Dazu muss man bedenken, dass es die Idee, der Zweck von Unternehmen ist die Gewinnmaximierung, erst seit 10-15 Jahren auf breiter Basis gibt. Vorher hat es einen Unternehmenszweck gegeben, der im Produkt oder der Dienstleistung bestanden hat, und Gewinn (ohne Maximierung!!) war eine der Notwendigkeiten, um langfristig am Markt ebstehen zu können.
Es ist verblüffend, wie schleichend und unbemerkt sich die Ideologie des Neoliberalismus, nämlich die Gewinnmaximierung, in unser Gedankengut eingeschlichen hat.
Ein weiterer Satz ließ mich aufhorchen: "Die WU bewertet die Theorien nicht". Was für eine verblüffende Täuschung! Alleine das Aussieben von Theorien an der WU, die dem Neoliberalismus gefährlich werden könnten, stellt schon eine massive Bewertung dar - unbemerkt für die Studenten. Man braucht nicht mehr zu sagen: Gewinnmaximierung = gut, Freiwirtschaft = schlecht (weil da bräuchte man ja Argumente), wenn man Silvio Gesell erst gar nicht erwähnt.
Eine kurze Befragung ergab, dass Namen wie Smith, Taylor, Keynes gelehrt werden, Gesell oder gar Proudhon nicht.
Und bereits im ersten Semester läßt man die Studenten im Glauben, dass wenn jeder auf seinen Vorteil schaut, sich der Markt zum Wohle aller regelt .
Whow.
Die Wirtschaftskrise ist jedenfalls an der WU völlig spurlos vorübergegangen.
Sonntag, 31. Oktober 2010
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