so könnte ich zwei aktuelle Erfahrungen mit erfolgreichen Unternehmern beschreiben.
Eine mit Jeff Bezos, Gründer von Amazon, eine mit Uwe Lübbermann, Gründer von Premium Cola.
Über Jeff Bezos habe ich ein Buch gelesen, mit Uwe Lübbermann habe ich persönlich geplaudert.
Die Philosophien könnten unterschiedlicher nicht sein. Einige Aussagen von Uwe Lübbermann:
"Gewinn bedeutet, dass man zuviel eingenommen hat. Entweder haben die Mitarbeiter zu wenig verdient oder die Lieferanten."
Gewinn von Lübbermanns Unternehmen: Null.
Gewinn von Amazon 2018: 10,1 Milliarden Dollar.
Das Ziel von Jeff Bezos ist, Lieferanten zu drücken oder - wenn sie sich nicht beugen - zu vernichten, .
Das Ziel von Lübbermann möchte ich mit Zitaten von Vertragspartnern beschreiben:
Zitat Händler 1
"Wir haben noch nie ein Produkt gelistet, ohne zu wissen was es kostet und welchen Anteil wir daran haben. Premium-Bier haben wir praktisch blind geordert, weil wir sicher waren dass es für alle fair geregelt sein würde; war dann auch so." Andreas Fritz, HändlerZitat Spediteur
"Ich habe dreimal abgelehnt, Lager oder Handling zu berechnen. Es hilft nichts, die schreiben dann einfach Gutschriften und überweisen von selbst." Michael Harms, SpediteurWie hält es Jeff Bezos mit den Lieferanten?
Nehmen wir an, Du bist Lieferant. Du weigerst dich, Bezos den geforderten Rabatt zu geben. Er lädt dich in seine Firma ein. Während Du im Besprechungsraum sitzt, laufen plötzlich bei dir die Telefone heiß, Deine Manager schlagen Alarm, weil dein Umsatz dramatisch einbricht. Der Grund: Amazon hat genau für die Zeit der Besprechungen Deinen Preis um die Hälfte unterfahren und das voll vermarktet. Na, wie schauts aus mit meinen Rabatten?
Oder:
Du hast ein erfolgreiches Online-Unternehmen aufgebaut, das zum Beispiel Windeln an geplagte Mütter liefert, und Amazon möchte in diesen Markt.
Du störst, deswegen will Amazon dich zum Verkauf zwingen. Du bist ein bisserl zickig (es gibt Gründer, die hängen an ihrer Firma). Kein Problem, easy für Amazon: Sofort gibt es ein Programm mit dem Namen "Amazon Mom", wo es mit hohen Verlusten Windeln um die Hälfte Deines Preises an die geplagten Mütter liefert.
Es ist, wie wenn die Giftschlange dich gebissen hat. Das Schicksal ist unabwendbar.
Als finanzstarkes Unternehmen wird bei so etwas Amazon immer am längeren Ast sitzen. Die können Deinen Preis unterfahren bis du tot bist. Bei 11 Milliarden Gewinn in einem Jahr merken die das nicht einmal in der Portokassa.
Dann braucht die Schlange nur warten, bis du dich nicht mehr bewegen kannst.
Nun beginnst du notgedrungen und schweren Herzens mit Verkaufsverhandlungen weil sich die Geldgeber von dir zurückziehen. Als Amazon Wind bekommt, dass du mit einem Mitbewerber verhandelst, bekommst du die Nachricht zugespielt: "Wenn Du weiter mit denen verhandelst, setzt Amazon den Preis für Windeln auf Null." Du weißt, dass damit deine Firma innerhalb weniger Tage Null wert sein wird.
Und du weißt, die machen das, die schrecken vor nichts zurück.
Natürlich verkaufst du an Amazon. Die Schlange hat ein Häppchen als Schnäppchen.
Lest einfach das Buch. Es führt in die finstersten Abgründe neoliberalen "Wirtschaftens", das als Hauptstrategien Bedrohen, Erpressen, und Bestechen hat - gewürzt mit einem Drücken der Löhne.
Alles unter dem Credo: Wir machens für die Kunden. Ach ja, vielleicht auch für die eigene Tasche: Bezos' Vermögen war 2020
122 Milliarden Dollar.
(reichster Mann der Welt)
Uwes Vermögen dürfte sich in der Nähe von Null befinden.
Uwes Weltbild: "Ich möchte nicht die Weltherrschaft, ich möchte die Welt von Herrschaft befreien."
Jeff Bezos' Weltbild: er hat die Weltherrschaft bereits.
Jeff Bezos' Wirtschaftscredo: Es kann nur einen Gewinner geben (mich), alle anderen müssen verlieren.
Uwe Lübbermanns Credo: Es ist genug für alle da, alle sollen gut leben können.
In welcher Welt willst du leben? Die Entscheidung kannst du sehr wohl mitbestimmen.
Ich kaufe seit vielen Jahren nicht mehr bei Amazon.
Epilog:
Jeff Bezos reist mit dem Privatjet.
Uwe Lübbermann reist mit der Bahn und dem Klapprad.