Die alten Netzwerke habe ich vor kurzem beschrieben. Es sind Abhängigkeiten, wo man jemandem einen Gefallen schuldet und ihn/sie deswegen bevorzugt behandelt. Ich empfehle Dich, weil Du hast mich auch empfohlen (oder meinem Freund geholfen). Diese Abhängigkeiten werden auch "Seilschaften" genannt.
In der Extremform werden diese Netzwerke korrupt und mafiös. In der "höchsten" Entwicklungsstufe geht es darum: ich schädige jemanden, damit Du mich nicht schädigst.
Die damit verbundene Wirtschaftsform ist auf Konkurrenz aufgebaut, die Extremform ist "gegenseitiges Über-den-Tisch-Ziehen.
Es scheint ein Zeichen der Zeit des Wandels, dass sich diese Netzwerke noch extremer entwickeln, dass sich ihre "Kultur" noch mehr ausprägt.
Und es gibt - ein weiteres Zeichen des Wandels - die Gegenbewegung:
Zum Beispiel Vertrauensnetzwerke: Ich empfehle Dich weiter, weil Du wirklich gut bist, nicht, weil ich Dir was schulde.
Die entsprechende Wirtschaftsform ist dadurch gekennzeichnet, dass man nur Win-Win-Geschäfte abschließt. Das heißt, jeder richtet ein Auge auf das Wohl des anderen. "Ich mache kein Geschäft, das Dir schadet". Positiv ausgedrückt: Ich mache nur Geschäfte, die Dir und mir nützen.
Weiterentwickelt befinden wir uns in der Gemeinwohlökonomie. Jeder macht nur Geschäfte, die gut für ihn selbst, den anderen und die Gemeinschaft sind.
Gibt es dann noch etwas? Ja, die Geschenkökonomie. Man gibt, weil man es gerne macht und erwartet keine Gegenleistung. Bedingungsloses Geben und Helfen.
Wie Mark Boyle in seinem Buch "Der Mann ohne Geld" die Gute-Taten-Wirtschaft beschreibt:
"Hierbei geht es darum, freimütig zu geben und zu empfangen. ... Bedingungsloses Geben hat etwas an sich, das Beziehungen verwandelt und Verbindungen auf eine Art aufbaut, wie es traditioneller Tauschhandel niemals könnte."
Beispiele gibt es zu Hauf. Ob couchsurfen, Skriptenforum, Share & Care ... Schenken scheint "in" zu sein.
Ich freue mich auf eine Welt, die genau so aussieht.
Montag, 17. Dezember 2012
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Das erwähnte Buch von Boyle ist übrigens ein sehr gutes Buch und fesselt den Leser von Anfang an. Wie er die Erfindung des Geldes beschreibt, ist einfach klasse!
AntwortenLöschenVon einer völlig anderen Seite betrachten Matthias Weik und Marc Friedrich das Thema in ihrem Buch "Der Crash ist die Lösung". Auch das Buch kann ich nur empfehlen!
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