Samstag, 29. Juni 2013

Das beste Geschäftsmodell der Welt?



Ich habe mehrere Bücher geschrieben, mit Verlagen verhandelt, selbst Bücher verlegt. Nun bin ich auf einen Verlag gestoßen, der ein so außergewöhnlich erfolgreiches Konzept hat, dass ich es hier beschreiben möchte:


Der Verlag schafft es, für seine Werke jeweils eine größere Gruppe von Autoren zu gewinnen. Mindestens 15 erklären sich bereit, unter folgenden Bedingungen zu arbeiten: Sie zahlen (!) direkt an den Verlag einige hundert Euro. Mit den Spesen, die sie selbst bezahlen, kommt da schon eine satte vierstellige Summe zusammen.


Dann arbeiten sie mehrere Jahre an einem Werk, das ein paar Seiten hat … manchmal 15 Seiten Inhalt, aber meistens weniger als 100. A4, schwarz weiß, an einer Ecke geheftet. Die Qualität ist deswegen erwähnenswert, weil das Werk für mehr als 100 Euro über den Ladentisch geht. 100 Euro für 15 Seiten schwarz weiß … 


Nach getaner Arbeit kaufen sich die Autoren dann das Werk selbst. 


Es kommt aber noch besser: In einem aktuellen Werk sind über 50 zum Teil schwere Übersetzungsfehler enthalten. Da wird schon mal „heat“ mit „Schädel“ übersetzt, was dem sonst eher trockenen Werk eine humoreske Note verleiht.

Dafür ist der Verlag hier sehr großzügig: Wen die Übersetzungsfehler stören, der darf sie gratis korrigieren, das heißt, für diese Arbeit muss man nichts bezahlen. 


Das Werk ist ein Bestseller.

Ich fasse zusammen:


  • ·       Die Autoren zahlen für ihre Arbeit.
  • ·       Sie zahlen sich die Spesen selbst.
  • ·       Sie kaufen sich das Werk.
  • ·       Übersetzungsfehler dürfen von den Kunden (gratis) korrigiert werden – oder sie bleiben drinnen.
  • ·       Und ein Seitenpreis, der Weltklasse sein dürfte.

Ich würde gerne den Erfinder dieses Systems treffen und ihn fragen, wie er es geschafft hat, dieses monopole Bollwerk der Welt des Neoliberalismus trotzen zu lassen.

2 Kommentare:

  1. Muss ich nun eigentlich etwas bezahlen, wenn ich einen Kommentar hierzu verfasse?
    LG
    Andreas

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