Montag, 11. November 2013

Vom Wirtschaften zum Gemeinschaften - Science Event 2013

Das Umweltbundesamt lud heute ins altehrwürdige Funkhaus in die Argentinierstraße in Wien..
http://www.umweltbundesamt.at/anmeldung_scienceevent13/
Das Thema zeigt, dass aus vereinzelten Ideen ein Trend geworden ist. 
Der erste Redner (Harald Heinrichs) forscht zum Thema Sharing Economy, und als ich ihn beim Büffet anschließend frage, ob er die Geschenkökonomie unter diesen Begriff einordnen würde (was ich nicht tun würde, da es etwas gänzlich anderes ist), meint er sinngemäß:
"Es macht gesellschaftspolitisch Sinn, aus den unterschiedlichen Ideen eine Bewegung unter einem Dach zu subsummieren." 
Das überzeugt mich.
Begeisternde Einzelprojekte wurden von begeisterten Vertretern vorgestellt (z.B. Cradle to Cradle, Urban Gardening, die soziokratisch organisierte Bank für Gemeinwohl und vor allem das Reparaturzentrum RUSZ  begeisterten mich). Hier machen Leute etwas, das sie wirklich für sinnvoll erachten.
Der Kontrast kam in der Podiumsdiskussion, wo Vertreter der klassischen Ökonomie (die Sponsoren)  ihre Statements abgaben.
Was für ein Gegensatz!
Leere Worthülsen, entfremdete Fremdworte, alles ist dem Homo Ökonomicus untergeordnet. "Das kostet extra", "Innovation = besser und billiger,...").
Sinn war für mich nicht zu spüren. Dafür gelebte Knappheit an Begeisterung. Das wurde durch Nichtssagen oder nichts sagen ausgedrückt.
Als einer aus dem Publikum anmerkte, dass unser Geldsystem ein grundlegendes Problem darstellt, mit Zinseszinsproblematik sowie Privatisierung in die Hände einer Minderheit wurde ihm vor dem letzten Punkt das Wort abgedreht (der wäre gewesen: Belohnung von Knappheit anstatt von Fülle). Die Frage der Moderatorin ans Podium: "Wer möchte antworten" versandete im Schweigen der neoliberal braingewashten Gesichter: eine kollektive Allegorie des völligen Unverständnisses.
Allerdings: Dieses Podium repräsentiert die Macht. Dass von diesem Establishment keine Lösungen zu erwarten sind, wurde sonnenklar. Die liegen in den Händen der Zivilgesellschft. Deswegen macht es auch Sinn, sich zu einer Bewegung, der Sharing Economy, zu formieren, was zur Zeit der Fall ist.
Dem Podium rufe ich zu: Willkommen in unserer Gegenwart! Bitte horcht auf Euer Herz. Bitte lernt, es wieder zu spüren. Bitte lernt, den Begeisterten zuzuhören, Euch von ihren Sinnmomenten erfüllen zu lassen. 

Die von den Rednern mehrfach geforderte Politik möchte ich mit Konstantin Wecker umschreiben: Ein kleines Volk zwischen Agonie und Phagozytenanfällen.
Dass es (trotzdem) lebt merken wir bei Wahlen und bei Gerichtsprozessen.

Ob diese Bewegung ebenso wieder versandet, wie die schon mal dagewesenen Bewegungen der 70er und frühen 80er Jahre (wie es eine Zeitzeugin anmerkte), ob es das Kapital wieder schafft, diese Bewegung auszusitzen und zu korrumpieren, das wird die Qualität der Zeit zeigen.

Ich habe das Gefühl, jetzt ist es nicht mehr aufzuhalten.
Hier schließe ich mich gerne Wecker an:

Doch da muß jetzt was passieren,
zuviel Zeit ist schon verschenkt,
und es wird von den Erstarrten
das Geschick der Welt gelenkt.
Und die fällt bald aus den Angeln.
Komm, wir gehen mit der Flut
und verwandeln mit den Wellen
unsre Angst in neuen Mut.

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